PFLANZLICH STATT FLEISCH: WIE SICH GUTE ERSATZPRODUKTE IM SUPERMARKT ERKENNEN LASSEN

Nicht alles, was fleischlos ist, „glänzt“

Pflanzlich statt Fleisch: Wie sich gute Ersatzprodukte im Supermarkt erkennen lassen

Die Auswahl an Fleischersatzprodukten in Supermärkten ist heute größer denn je. Ernährungsexpertinnen teilen ihre Tipps, um gute Produkte zu erkennen.

Frankfurt – Wer sich vor einigen Jahren in deutschen Restaurants oder Supermärkten auf die Suche nach veganem Fleischersatz gemacht hat, wurde meist bitter enttäuscht. Mittlerweile gibt es allerdings eine schier endlose Auswahl an veganen und vegetarischen Produkten, die von Wurst, über Burger bis hin zu Hähnchenfleisch eine Alternative zu nahezu jeder Fleischware bieten.

Angesichts des riesigen Sortiments bei Rewe, Edeka und Co. fällt es für Verbraucher und Verbraucherinnen aber mitunter schwer, den Überblick zu behalten. Nicht jede vegane Alternative ist auch gleichzeitig gesünder als das Fleisch selbst. Und vor allem: nicht jeder Fleischersatz schmeckt. Wie aber lassen sich gute Fleischersatzprodukte auf einen Blick erkennen?

Fleischersatzprodukte unter der Lupe: Expertin rät zu Fleischkonsum in Maßen

Die Verbrauchersendung „Markt“ des WDR hat sich in der Sendung vom 17. April mit dem Thema beschäftigt und sich näher angeschaut, was in veganen oder vegetarischen Fleischersatzprodukten steckt, ob diese gesünder sind, als die tierischen Originale und wie sie geschmacklich einzuordnen sind.

In der Sendung kommt die Ernährungswissenschaftlerin Isabell Heßmann zu Wort. Sie selbst sei Flexitarierin, esse also ab und zu auch gerne Fleisch von guter Qualität: „Warum? Weil es ein hervorragender Proteinlieferant ist und wichtige Vitalstoffe wie Eisen, Zink, Selen oder B-Vitamine liefert“, erläutert die Ernährungsexpertin. Dennoch rät sie zu Fleischkonsum in Maßen: „Es muss und sollte nicht jeden Tag Fleisch sein“, stellt die Expertin klar. Zu viel Fleisch ist nicht nur ungesund und belastet die Umwelt, sondern gefährdet auch die Lebensmittelversorgung.

Nicht alles, was fleischlos ist, „glänzt“ – Ernährungsexpertin nimmt Fleischersatzprodukte unter die Lupe

Ernährungswissenschaftlerin Heßmann stellt klar: „In puncto Nährstoffen kämen die Ersatzprodukte nicht an gutes Fleisch heran.“ Auch im Geschmackstest mit einem Grillexperten und einer Studentin, die sich fleischlos ernährt, zeigt sich: Nicht alle Fleischersatzprodukte können auch in puncto Geschmack überzeugen. Und davon gibt es einige, wie etwa Burger-Pattys, Hähnchen-Streifen oder Steaks. Mittlerweile basieren diese auch auf einer großen Palette von verschiedenen Ausgangsprodukten.

Arten von Fleischersatzprodukten

Tofu ist längst nicht mehr die einzig bekannte Alternative zu Fleisch. Weitere Ersatzprodukte sind Tempeh (hergestellt aus ganzen Sojabohnen), texturiertes Sojafleisch, Seitan (bestehend aus Weizenprotein), Alternativen aus Hülsenfrüchten (Erbsen, Bohnen), Proteine aus Sonnenblumenkernen, Schimmelpilzen, Jackfrucht oder auch Milchprodukte. Die meisten Fleischalternativen werden auf Basis von Eiweiß hergestellt. Wie gesund und nachhaltig ein Produkt sei, hängt jedoch immer vom Einzelfall ab, informiert das Bundeszentrum für Ernährung.

Zudem finden in manchen Ersatzprodukten eine ganze Reihe von Inhaltsstoffen Verwendung, darunter etwa die Zusatzstoffe Carraggen oder Methylcellulose, wie die Expertin in der Sendung aufzeigt. Letzteres sei auch Hauptbestandteil von Tapetenkleister. „Das sorgt für Konsistenz und Bindung, hat aber keinerlei Nährstoffe für uns“, so Heßmann. In höheren Mengen wirke es sogar abführend. Gesünder müssen die Originale dennoch nicht sein: „Alle Fleischprodukte, die hoch verarbeitet sind, sind für die Gesundheit nicht wirklich zuträglich“, erklärt die Ernährungsexpertin.

So erkennen Sie Fleischersatzprodukte im Supermarkt

Die wichtigste Faustregel der Ernährungswissenschaftlerin für den Einkauf von Fleischersatzprodukten: „Je kürzer die Zutatenliste, desto besser.“ Dem pflichtet auch die Ernährungsexpertin Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bei. Auf der sicheren Seite sei man laut den Expertinnen zudem eher mit Bio-Produkten, die nicht ganz so viele Zusatzstoffe enthalten dürften.

Darauf sollten Sie beim Kauf von Fleischalternativen achten:

  • Zutatenliste checken und Produkte mit vielen künstlichen Zusätzen, Aromen und Konservierungsstoffen vermeiden.
  • Nährwertangaben beachten und damit im Blick behalten, wie viele Proteine, gesättigte Fettsäuren oder Zucker sich im Produkt befinden.
  • Nutri-Score zum Vergleich derselben Produktkategorie heranziehen.

Fleischkonsum in Deutschland rückläufig – Mehr als 50 Prozent der Deutschen testeten bereits Alternativen

In Deutschland ist der Fleischkonsum in den letzten Jahren rückläufig. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch schrumpfte 2023 auf rund 51 Kilogramm, wie eine Schätzung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft ergab (BMEL). Vor fünf Jahren konsumierten die Deutschen im Schnitt noch rund 60 Kilogramm jährlich. Auch der Handel mit Fleischprodukten ist laut BMEL zurückgegangen. 2023 seien rund 6,8 Prozent weniger Fleisch, Fleischwaren und Konserven exportiert worden, als noch 2022. Auch der Import habe im Vergleich zum Vorjahr um 0,9 Prozent abgenommen.

Anstelle von Fleisch und Wurstwaren stehen bei einer wachsenden Gruppe von Menschen Ersatzprodukte auf dem Speiseplan. Etwa zehn Prozent der Befragten im BMEL-Ernährungsreport 2023 greifen sogar täglich zu Fleischalternativen. Rund 53 Prozent der Befragten haben bereits mindestens einmal ein derartiges Produkt getestet. Ein Manko haben auch gute Fleischersatzprodukte gegenüber dem Original oft noch: sie sind in der Regel deutlich teurer, trotz Preissenkungen für vegane Alternativen in manchen Supermärkten, wie etwa Lidl.

Mit veganer oder vegetarischer Ernährung lässt sich aber unter Umständen sogar Geld sparen. (jm)

2024-05-05T05:31:36Z dg43tfdfdgfd